Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch
Montag, 03. Februar 2020
Tag 218 der Baustelle
Die Anmelderunde für den neuen Jahrgang ist in vollem Gange. Wir sind mit einem „starken Samstag“ gestartet und heute Nachmittag ging es mit einem angefüllten Flur weiter. Immer wieder wird mir bei solchen Gelegenheiten bewusst, welchen Schicksalen solch kleine Menschen oft schon unterliegen.
Da wird von einer untergetauchten Mutter berichtet, da ist ein Vater irgendwo in Afrika „verschollen“, eine syrische Familie erzählt mir, wie sie per Schlauchboot von der Türkei nach Griechenland gefahren sind, die Mutter schwanger, ihr erstes Kind im Alter von fünf Jahren neben sich, der Vater saß in einem anderen Boot, kurz vor der Küste fiel der Motor aus, Männer sprangen ins Wasser und haben das Boot dann schwimmend ans sichere Ufer geschoben. Das liegt zwar schon ein paar Jahre zurück und die Familie konnte mir das bereits auf Deutsch erzählen, aber verarbeiten kann ein Mensch solche Erlebnisse, Situationen und Ängste doch fast nicht. Wieder einmal schwappt die Weltpolitik ins Klassenzimmer! Noch etwas Besonderes geht mit der diesjährigen Runde einher: Ich habe sozusagen zwei IGSn im Blick, denn die Planungsgruppe in Mainz, wo ich einige Male zur Beratung weilte, geht mit der ersten Anmeldung neu an den Start. Viel Erfolg wünsche ich auch euch und vor allem denjenigen, die ihre Kinder anmelden und nach der Grundschulzeit auf diese neue Schule setzen, bei uns und anderswo!
Die Ausschreibung für den Rohbau, der im März beginnen sollte, ist nun doch erfolglos geblieben. Die Anbieter haben „formale Fehler“ begangen und werden daher nicht zugelassen. Was das für den zeitlichen Ablauf bedeutet, wird sich nächste Woche herausstellen. Allen Schülerinnen und Schülern, die immer über eine geforderte Form und bei fehlender über Punktabzug schimpfen und diese nicht so ernst nehmen wollen, sei es ans Herz gelegt: Ohne Einhaltung formaler Kriterien geht es nicht. Nicht in einer Rohbauausschreibung und auch nicht in der Mathearbeit.
Ansonsten führte ich eine Reihe von Stundenplangesprächen. Bei jeder Neuerung gibt es persönliche Härten und daher Änderungswünsche. Nun ist es ja nicht so, dass wir solche in die Pläne einbauen oder einfach hinnehmen. Dennoch sind die Möglichkeiten der Verbesserung irgendwann ausgeschöpft. Dann ist ein Punkt erreicht, an welchem jede Änderung, die individuell bei dem einen Vorteile bringt, andere Pläne verschlechtert. Ziel muss eine Verträglichkeit als Ganzes sein. Das ist nicht immer leicht zu vermitteln und bedarf immer wieder der Kommunikation. Auf der anderen Seite werden auch schon mal Lösungen entdeckt, die so gar nicht beim Erstellen aufgetaucht sind, weil von uns als unzumutbar angesehene Härten nicht als solche wahrgenommen werden oder weil sie auf Absprachen der Kolleginnen und Kollegen untereinander beruhen. Insgesamt bleibt der Stundenplan mit der Differenzierung einer ausgebauten Gesamtschule an zwei Standorten für mich ein ausgetüfteltes Kunstwerk und ich staune jedes Mal, dass es überhaupt möglich ist, die über tausend Stunden auf über achtzig Lehrkräfte und über achthundert Schüler so zu verteilen, dass der Plan an den beiden Standorten mit Ganztagsbetrieb überhaupt in vorhandenen Räumen und Containern umsetzbar ist. Dank an alle, die es wieder hinbekommen haben.