Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Mittwoch, 30. Juni 2021


Tag 718 der Baustelle

Bevor ich nach Wachenheim fuhr, war der große Bagger schon aktiv und machte sich an den beiden großen Haufen des Aushubs zu schaffen. Kurz darauf fuhr einer diese längeren Laster rückwärts in die Baustelle und ließ sich mit dem Aushub beladen. Da recht große Betonbrocken darunter waren, donnerte es ganz schön, wenn diese in den Kipper fielen. Mich verwunderte es, dass er nur bis zur Lukenkante beladen wurde, meines Erachtens hätte da noch die eine oder andere Baggerschaufel hineingepasst. Weshalb dies so war, eröffnete sich mir, als elektrisch (!) eine rote Plane über den Kipper gezogen wurde. Wo mag dieser Aushub hingebracht werden, dass er komplett abgedeckt wird?

Nach zwei Musikstunden in Wachenheim, da ging es wieder hauptsächlich um Zeugnisnoten, stand ein weiterer LKW im hinteren Hof. Muss der genau zur zweiten Pause hier stehen, wenn der Schülerverkehr aus dem Haus sprudelt? Er lieferte die neue Heizung. Das heißt, ich sah zunächst nur einzelne Metallteile, die per Hand ausgeladen wurden. Später „donnerte“ Manitou, der bei uns immer noch zu Gange ist, in den Schulhof. Das neue, energetisch günstigere Blockheizkraftwerk wurde angeliefert. Wie kommt dieses fast achthundert Kilo wiegende Teil in den Heizungskeller, denn sowohl die alten Brenner als auch der neue liegen nicht ebenerdig, sondern eine Etage tiefer in der Erde. Bisher musste dazu eine heizungstypische Metalltreppe hinabgestiegen werden. Da nimmt aber niemand mal eben einen Achthundert-Kilo-Block unter den Arm. Da darf jetzt Manitou nicht unterschätzt werden. Sein Teleskoparm, der nach vorne immer dünner wird, trägt, ganz ausgefahren, noch 1.200 Kg, wie ich der Aufschrift entnahm. Aber wie kommt er quasi eine Etage nach unten? Draußen wurden Gurte um den Block angelegt, die Türen zum Heizungskeller waren bereits ausgehängt und sechs Männer standen bereit, die Last, wenn sie erst einmal angehoben hin und her schwankt, so zu bugsieren, dass sie durch die Doppeltüröffnung hindurch passt - Zentimeterarbeit. Dieser Balanceakt dauerte schon über eine Viertelstunde, dann war das Blockkraftwerk im Gebäude und neinen Blicken entschwunden. Als ich kurz darauf von innen in den Keller kam, um mir den Rest anzuschauen – da stand das Ding bereits unten und Manitou wurde abgezogen. Was ich bis dahin nicht wusste: den letzten Ausfahrer des Teleskoparms kann Manitou nach unten absenken. Das heißt, der Block hing am Haken, wurde ebenerdig ins Gebäude bugsiert und innen der letzte Teil des Arms abgesenkt. Von all dem war von außen nichts zu sehen. Schade, war sicher ein besonderes Schauspiel!

Auf der anderen Seite wurde bereits eine Brücke über den Graben erstellt. Natürlich nicht nur ein Bretterlaufsteg. Ein rundum aus Stahl- und Eisenteilen erbauter Übergang, der mich an die Laufkäfige im Zirkus erinnert, durch welche die Raubkatzen in die Manege laufen müssen. Da sind wohl wirklich alle Sicherheitsvorschriften, die es gibt, doppelt und dreifach eingehalten worden, wie mir scheint. Und leise kann da auch niemand durchlaufen. Immerhin: der versperrte Fluchtweg aus der Mensa ist wieder frei.

Tja, und das jährliche Übel der Unterrichtsverteilung kurz vor den Ferien steht an, wenn das Personal noch gar nicht klar ist. Wegversetzungen auf eigenen Wunsch wird es wohl nicht geben, da schneit noch die Verlängerung einer Elternzeit und eine neue Elternzeit herein, welche alles nochmal in Frage stellen, denn die Unterrichtsverteilung ist eine äußerst fragile Angelegenheit: Fällt hier ein Steinchen raus, kann es eventuell ersetzt oder ausgetauscht werden. Kommen weitere Steinchen ins Spiel, etwa in unsicheren Zeiten die noch unbestimmten Abgänger oder Wiederholungsanträge. Diese könnten bewirken, dass die Klassenmesszahl unterschritten wird, dann fallen Lehrerzuweisungen weg und das ganze Haus bricht ein. Noch steht es derzeit bei uns, aber immer wieder wird das Gebäude von Erschütterungen geplagt und das wird wohl noch eine Zeitlang so bleiben. Immerhin scheinen die Sommerferien entspannter zu sein, denn wir müssen derzeit keine neuen Vertretungskräfte suchen. Wenn es gut läuft, können wie die jetzigen einfach weiterlaufen lassen.


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"