Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Montag, 01. Februar 2021


Tag 572 der Baustelle

Vergangenen Samstag zu sechst und heute immer noch zu viert versuchen wir das Anmeldeverfahren coronagerecht zu gestalten. Vor allem galt es natürlich, die lange Warteschlange auf dem Flur zu vermeiden – bis zu eineinhalb Stunden mussten samstags die „angestürmten“ Eltern mit ihren Kindern warten. Also hatten wir online die Möglichkeit geschaffen, im 15-Minuten-Takt Termine zu vereinbaren. Zudem hatten wir „Türsteher“ am Eingang postiert, damit nicht wahllos Menschen ins Gebäude strömen. Zudem galt die „Einbahnstraßenregelung“: Am Haupteingang rein und hinten durch die Nottür wieder heraus, damit sich niemand begegnet. In den Unterrichtsräumen, in denen die Anmeldgespräche stattfanden, hatten wir zusätzlich Plexiglasscheiben aufgestellt (vielfach als „Spuckschutz“ bezeichnet, wobei die wenigsten Menschen ja wirklich spucken, aber die Aerosole konnten so weitgehend eliminiert werden, zumal wir ständig gelüftet und Masken getragen haben). Insgesamt also dem Virus jeden leichten Weg verstellt. Im Grunde funktionierte das alles bestens. ABER (mit Absicht großgeschrieben), denn was waren das für Gespräche? Hygienisch unbedenklich, pädagogisch allerdings äußerst fragwürdig. Keinem Kind ins Gesicht sehen könnend, kein Händeschütteln, um Kontakt herzustellen, kein Elternteil in seiner Mimik beobachten könnend, schon sehr seltsam und fremdartig. Wo bisher der direkte Kontakt die Kinder oft durch Handauflegen gelockert hatte, jetzt ein starres und verengendes Gespräch. Natürlich versuchte ich, durch Worte eine ähnlich humorvolle und wertschätzende Atmosphäre herzustellen, aber ob es wirklich gelang? Diese Anmeldegespräche zeichnen sich ja eh dadurch aus, dass in einer sehr kurzen Zeitspanne eine offene und auflockernde Atmosphäre im 15-Minuten-Takt geschaffen werden muss. Aber nie tickte bisher die Uhr so erbarmungslos die Zeit herunter, bis die nächste Familie die Türsteher passiert hatte und vor der Tür standen. Fremd eben, anders kann ich es nicht aussagen.

Unsere digital gestützte Werbung scheint aber ihre Zielgruppe erreicht zu haben, denn wir mussten mehrfach die Anmeldetermine zahlenmäßig erweitern, weil alle angebotenen belegt waren. Umso ärgerlicher, dass eine zweistellige Zahl gar nicht wahrgenommen wurde, ohne sie abzusagen. Es ist darüber hinaus aber immer wieder schön, welche positive Resonanz unsere Schule hervorruft. Kinder und Eltern berichten von genauen Aktivitäten, die sich über mehrere Schulen erstreckte und unsere am Ende doch gewählt wird, weil sie durch irgendeinen Punkt hervorsticht. Übereinstimmend hörte ich Positives über die bei uns herrschende Atmosphäre, die offenbar auch ohne Tag der offenen Tür für Gesprächsstoff sorgte, hörte natürlich von der Bandklasse als besonderem Merkmal, natürlich, dass die Kids bei uns Abitur machen können (Nein, leichter ist es bei uns bei weitem nicht. Gegen diese Mär kämpft die IGS bereits seit Jahrzehnten an!).    


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"