Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Donnerstag, 03. September 2020,


Tag 426 der Baustelle

In diesem Schuljahr ist der Donnerstag ausschließlich ein Wachenheimtag. Vier Stunden Musik, dazwischen dies und das am zweiten Standort. Heute war das Sekretariat nicht besetzt, also keine Bankangelegenheiten, keine Unterschrift unter Zahlungsanweisungen an die Kreiskasse. Heute hieß es in der freien Doppelstunde: Probealarm!

Der Hygieneplan sieht ja eine möglichst umfassende Trennung der Jahrgänge vor so dass wir die Schulhöfe und die Wege dorthin getrennt haben. Spannend also, ob der Wegeplan auch eine schnelle Räumung des Gebäudes ermöglicht. Ich beobachtete den hinteren Notausgang. Da stockte Ausmarsch schon mal, weil aus drei Richtungen Klassen ankamen: Die Grundschule aus dem Erdgeschoss, zwei sechste Klassen aus dem Obergeschoss und noch zwei fünfte Klassen von oben. Aber es bildete sich nur ein kurzer Stau, dann ging es weiter und insgesamt war das Gebäude zügig geleert. Alle Kinder standen innerhalb weniger Minuten auf dem Sammelplatz an der ehemaligen Laufanlage. Ein guter Ablauf und eine gute Zeit auch für einen Ernstfall, der hoffentlich nie eintreten wird.

Und dann sollte ich mal schnell auf den Schulhof, dort habe ein Mann gestanden, der unbedingt den Direktor sprechen wollte. Er sei recht massiv in der Rede. Die Aufsicht führende Kollegin hatte ihn richtiger Weise zunächst vom Schulgelände geschickt, aber er sei dort stehen geblieben mit seinem Wunsch. Als ich hinkam, entspann sich folgender kurzer Dialog:

„Ich bin Mediziner. Was machen Sie hier für einen Unsinn mit dem ganzen Corona?“

„Wir setzen die Vorgaben des Ministeriums um.“

Sein Mobiltelefon zeigend: „Soll ich Ihnen mal ein Video zeigen, dass das alles nicht stimmt?“

„Ich benötige kein Video. Ich bin selbst informiert.“

„Aber das ist von einem Professor!“

„Das interessiert mich nicht. Ich betrachte das Gespräch hiermit als beendet!“

„Aber jetzt schauen Sie sich das doch erst einmal an!“

Da er heftiger wurde, erhob auch ich meine Stimme und schickte ihn nach Hause. Er holte erneut Luft, aber ich gab ihm keine Möglichkeit, mich in ein Gespräch zu ziehen und ließ ihn einfach stehen. Was er mir dann nachrief, verstand ich schon nicht mehr. Vom Büro aus sah ich dann, wie er mit gesenktem Kopf am Hortgebäude vorbei Richtung Parkplatz lief. Wo kommen wir denn hin, wenn solche Verschwörungstheoretiker einfach an Schulen auftauchen und ihre wirren Gedanken verbreiten wollen. Ich halte das für ziemlich dreist. Nun ja, erfolgreich war er heute zumindest nicht.


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"