Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Mittwoch, 02. September 2020


Tag 425 der Baustelle

Als das Ministerium während meines Kreuzbandausfalls zu Hause anrief, sagte ich ja spontan zu, dass sich unsere Schule an der landesweit geplanten Coronatestung teilnehmen würde. Organisieren freilich mussten das die Arbeitenden in der Schule. Beide haben inzwischen die Schule verlassen, so dass ich die Wiederholung der Testung selbst in die Hand nahm. Die Ergebnisse der beiden Testungen bei den landesweit gleichen Schülerinnen und Schülern soll Aufschluss über das Infektionsgeschehen an Schulen ermöglichen - vermutlich wieder mit mir fremden und unverständlichen Rechenmodellen wie bei Wahlhochrechnungen. Immerhin werden 1.400 Kinder und Jugendliche getestet, das ist ja schon mal eine breite Datengrundlage.

Heute früh rückte das Gesundheitsamt also mit drei Damen an, bepackt mit Kartons. Unsere Schülerinnen und Schüler waren recht pünktlich und bis auf zwei hatten auch alle ihren Probenbegleitschein ausgefüllt dabei, mit welchem aus der Postleitzahl, verschiedenen Buchstaben von Vor- und Nachname, dem Geschlecht und so weiter eine fünfzehnstellige Ziffer ermittelt wird, die dann auf die Probe geklebt wird. Auf diese Weise könnte man im Nachhinein ermitteln, von wem diese Probe stammt, ohne dass persönliche Daten aus dem Haus gehen. Einige Schülerinnen und Schüler würgten ganz schön, aber die durchführende Ärztin meinte, dass sie einen Rachenabstrich machen müsse und keinen Zungenabstrich. Also müsse sie mit dem Wattestäbchen ziemlich in den Rachenraum vordringen und je nach biologischer Beschaffenheit oder psychischer Verfassung komme es bei dem einen oder anderen durchaus zu einem Würgereiz. Allerdings bestätigten mir einige, dass die Testung dieses Mal „sanfter“ vorgenommen worden wäre. Plastikvermeidung, wie wir sie zu Hause umzusetzen versuchen, ist bei einer solchen Testung kein Thema. Jedes einzelne Probestäbchen ist natürlich steril in Plastik eingeschweißt, ebenfalls das dazugehörige Röhrchen, so dass ein ganzer Eimer voll Plastikmüll angefallen ist. Jetzt bin ich auf das Ergebnis gespannt. Ich hoffe natürlich darauf, dass alle Testergebnisse wieder negativ ausfallen und sich damit positiv auf das Schulleben und das Unterrichtsgeschehen auswirken.

Die Treppe hochgehumpelt ins Büro erwartete mich eine aufwändige Überraschung. Die Vertragsunterlagen für den neuen Anerkennungspraktikanten sind nicht in Trier angekommen oder aufzufinden. Mehrere Telefongespräche zogen sich hin. Das Ende vom Lied heißt: Gehe zurück auf Los und beginne von vorne. Dafür sind die personalisierten Blätter mit der Unterrichtsverteilung erstellt und ausgedruckt. Soll heißen: Morgen ist der Stichtag für die Schulstatistik, so dass ich jetzt mit dem Gliederungsplan beginnen kann, jener „Monster-Tabelle“, in welcher jede einzelne Unterrichtsstunde eingetragen wird, alle Schülersummen und alle Kolleginnen und Kollegen mit ihren einzelnen Deputaten. Aber inzwischen gehe ich das recht relaxt an, zwölf Jahre führen da durchaus zu einer gewissen Routine und auch zu einer ausreichenden Gelassenheit.

An dem ungewohnten Mittwochnachmittag stand die Schulleitungssitzung an. Um zwei Personen verringert und auch thematisch eher unspektakulär. Da blieb noch Zeit, das Gespräch mit dem Jugendamt am späten Vormittag sich setzen zu lassen und die Wahlversammlungen der einzelnen Klassen vorzubereiten.

In der abendlichen Runde des Schulelternbeirates werteten wir kurz die Zeit der Schulschließung und des Wechselunterrichts aus. Natürlich gab es einige Kritikpunkte, aber alles in allem war die Elternschaft insgesamt zufrieden. Das Thema Wahl zog sich vom Nachmittag in den Abend hinein, denn noch vor den Herbstferien muss ein neuer Schulelternbeirat gewählt werden, der siebte in der Schulgeschichte. Zunächst war ich verwundert über die schon wieder anstehende Wahl, aber durch den Kreuzbandriss fehlt mir ja fast ein Halbjahr.


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"