Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Dienstag, 01. September 2020


Tag 424 der Baustelle

Ein guter Start in den Tag: Gleich zwei Nusskuchen standen bereit, mein Wettgewinn der letzten Woche aus dem „Verbotenen Rhythmus“. „Einer wäre ja wohl zu wenig für 29 Schüler“, war die Antwort auf meine Nachfrage, sogar ein Kuchenmesser war in der „Transportform“ vorbereitet. Herrliches Mitdenken! Damit beim Verteilen kein Gerenne und Chaos entsteht, regelten wir das so: Aufgabe war heute eh eine Gruppenarbeit zum Musikbuch. Die einzelnen Gruppen wurden mittels eines Würfels ermittelt. Nach der Präsentation und den Rückmeldungen aus der Klasse durften sich die Kinder ihr Stück mit an den Platz nehmen. „Wer unangemessen krümelt, muss nachher ausfegen!“ Alles ging geordnet und gut und der Kuchen schmeckte ausgesprochen gut. Und wieder einmal hatten wir mit wenig Regelungen eine schöne Stunde mit Inhalten, Spaß und einer Leckerei.

Nach dem Standortwechsel stand ein Unterrichtsbesuch auf meinem Programm. Wieder einmal in Mathematik, weil die Stunde in Naturwissenschaften bereits mit einem anderen Termin geblockt war. In einer Papiertüte brachte die Lehrkraft dreißig verschiedenfarbige Radiergummis mit. Die Aufgabe lautete:

„In einer Tüte sind insgesamt 30 Radiergummis in den Farben gelb, rot und grün. Gelbe sind zwei mehr in der Tüte als grüne. Rote sind doppelt so viele in der Tüte wie grüne“.

Früher wäre ich an einer solchen Aufgabe verzweifelt. Inzwischen habe ich gelernt, wie man sich an die Lösung macht. Ein Schüler hatte durch Ausprobieren die Lösung gleich parat, erstaunlich. Aber es ging ja um eine rechnerische Lösung mit einer Gleichung. Vergleichsgröße sind in beiden Aussagen die grünen Radiergummis. Damit können die grünen als x festgelegt werden, was dann folgende Gleichung ergibt: x+(x+2)+2x=30. Nach x aufgelöst ergibt das für x den Wert sieben. Damit ist die Anzahl der grünen Radiergummis bestimmt und der Rest kann ausgerechnet werden. Den Angaben der Aufgabe zufolge sind also neun gelbe, vierzehn rote und sieben grüne Radiergummis in der Tüte. Ich staune immer wieder, welchen Reiz solche Aufgaben inzwischen in mir auslösen. Erinnere ich mich doch mit Schrecken an das Angstfach Mathematik während meiner eigenen Schulzeit. Meint so etwas vielleicht der Begriff Altersweisheit?

Der Besuch wird nun in einer Dienstlichen Beurteilung münden. Ausgerechnet heute erhielt ich dann noch Post, dass zum Beförderungsverfahren im Mai 2021 zwei weitere zu erstellen sind. Gerade erst am Montag hatte ich einer Kollegin ihre aktualisierte Beurteilung eröffnet und mich am Abend vorher darüber gefreut, als ich abschließend die erzielten Punkte als letzten Schritt für das sechsseitige Dokument zusammengezählt hatte. Wieder mal geschafft. Klar wäre eine Beförderung für die Kolleginnen und Kollegen ein wichtiger Schritt in ihrem Berufsleben, wenngleich die Wahrscheinlichkeit einer Beförderung angesichts der wenigen Stellen im Land eher gering ist. Dienstliche Beurteilungen, die Basis für einen Karriereschritt, sind dafür nun mal notwendig und gehören zum Kerngeschäft eines Schulleiters. Dennoch gibt es Tätigkeiten, die mich mehr erfüllen.

Die erste Runde der Fachkonferenzen läuft gerade an den Dienstagnachmittagen. Ausgerechnet heute war die in Musik dran – dabei hatte ich doch einen Termin mit dem Physiotherapeuten. Als fachfremder Lehrer, der lediglich in Jahrgang fünf unterrichtet, bin ich nicht unbedingt die tragende Säule dieser Fachkonferenz, so dass wir die Fragen der Bandklasse zuvor in einem früheren Treffen besprechen konnten. Dieses Alleinstellungsmerkmal unserer Schule ist durch Die Pandemie etwas ins Stolpern gekommen. Es gab keinen Elternabend zum Vorstellen, keinen eigenen Elternabend zur Information für Interessierte. Wir mussten da eben auf die schriftliche Werbung setzen. Zudem zeigte sich in den letzten beiden Jahren ab, dass verstärkt leistungsstarke Schülerinnen und Schüler zur Bandklasse tendieren. Wir wollen aber, dass gerade auch diese Klasse eine heterogen zusammengesetzte Klasse ist. Wenn sich dort die Leistungsstärkeren sammeln, hat das auch Auswirkungen auf die anderen drei Klassen. Da muss also eine justierte Strategie her und da kann der fachfremd unterrichtende Schulleiter schon mitwirken.

Auch der große Informationsabend „Welche Schule für mein Kind“ für die Eltern der Viertklässler, zu dem wir mit Vertretern von vier Schulformen seit Jahren in die Aula des Gymnasiums einluden und der mit über dreihundert Besuchern immer gut besucht war, kann heuer, da er als eine Großveranstaltung gelten würde, pandemiebedingt nicht stattfinden. Auch hier wollen wir auf Videos ausweichen. Und auch für unseren Tag der offenen Tür, der immer so wichtig war für die kommende Anmelderunde, muss irgendwie anders stattfinden. Hoffentlich mit einem ähnlichen Erfolg.


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"