Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch
Montag, 31. August 2020
Tag 423 der Baustelle
Gleich nach dem Gong griff ich zur Sprechanlage. Ich hatte am Wochenende eine Zusammenstellung der Schulen erstellt, die in irgendeiner Weise von Corona-Infektionen betroffen sind. Im Land sind es bereits achtzehn. Ich nannte aber nur die im näheren Umkreis. An drei Schulen sind derzeit wieder ganze Jahrgänge in Quarantäne geschickt worden, an weiteren sechs befinden einzelne oder mehrere Schüler/-innen wegen einer Infektion zu Hause. Nein, die Pandemie ist kein Abstraktum ohne spürbare Auswirkungen, wie wieder am Wochenende bei Demonstrationen in der Hauptstadt zu hören war. Ich würde mich glücklich schätzen, wenn die IGS Deidesheim/Wachenheim nicht oder noch möglichst lange nicht in dieser Liste auftauchen würde. Ich mahnte an, dass jeder auf dem Schulgelände daran mitwirken kann und muss: Abstand einhalten, Masken vor die Nase und Hygieneregeln einhalten. Mehr ist es doch nicht und dennoch sinkt die Akzeptanz. Ich bin sehr gespannt, ob meine mahnende Durchsage ihre Wirkung erzielt – und zwar nicht nur, wenn ich irgendwo erscheine…
Noch so ein „Bürokratie-Termin“ wie am Freitag. Der Rechnungshof monierte, dass die Schule über ein Bankkonto verfügt, das auch noch den Namen der Schule trägt. Und was wird darüber abgewickelt? Es mag ja sein, dass juristische (?) Regelungen dagegensprechen, aber ich bin ja kein Bankkaufmann und kann mir den Alltag der Schule ohne Konto nicht vorstellen. Wie sollen Klassenfahrten abgerechnet werden? Wieso taucht da ein Münzkopierer in der Bibliothek auf? Fragen über Fragen, die geklärt werden mussten. Schön war zu sehen, wie eine Abteilung hinter Glaswänden ein „open Office“ gestalten, denn im neuen Schulgebäude wird die Verwaltung der Schule ebenfalls in solcher Weise transparent einen Durchblick ermöglichen.
Dann sollte ich an meiner ersten Schule in Oggersheim wegen der Übersendung einer Personalakte anrufen. Am Telefon stellte sich heraus, dass die inzwischen dort arbeitende Sekretärin und ich zur gleichen Zeit an der IGS Ernst-Bloch weilten, es allerdings nie miteinander zu tun hatten. Das ist der Preis des Team-Kleingruppen-Modells. Aber der „offizielle Gesprächsduktus“ zwischen einem Schulleiter und einer Sekretärin war damit sehr schnell überwunden. Ist der noch da? Und was macht die Kollegin? Ach du mein Gott, der ist bereits verstorben? Und…und…und…Wie schön war das, so unverhofft in meine Anfangszeit als Lehrer versetzt zu werden. Bilder, Stimmungen und Erinnerungen – so viel schlummert aus dieser Zeit in mir und wurde heute abrupt aufgeweckt. War ja für mich auch eine intensive Zeit damals, erstmals eine Planstelle in meinem Wunschberuf nach fünf Jahren des Wartens, des Bewerbens und der Arbeitslosigkeit, damals aus Trier kommend, verbunden mit einem totalen Neuanfang in der Pfalz, hängen geblieben, fußgefasst, Stufen- und Schulleiter geworden und jetzt im letzten Jahr vor der Pensionierung arbeitend – ein langer Weg, aber eine erfüllende Strecke!
Doch im Büro ging dann doch der Alltag schnell weiter: Eröffnen einer am Wochenende verfassten Dienstlichen Beurteilung, drei zusätzliche Termine mit Absprachen – und schon war der Tag in den Nachmittag verlängert. Womit nur? Das ist wohl das Anstrengende: Man weiß nie, was alles kommt und wenn es vorbei ist, muss ich zusammensammeln, was alles drinsteckte in solch einem Tag.
Von der Baustelle gibt es heute nicht viel zu berichten. Aufgefallen ist mir nur der Betonmischer. Er war angefüllt mit Beton für die Zwischenräume der südlichen Wände.
