Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Montag, 27. Juli 2020


Tag 393 der Baustelle

Wie lange ist das jetzt her? Der Radunfall geschah am 17. Mai, also war ich wohl am 15. Mai zum letzten Mal in der Schule. Egal, die Zeitspanne ging heute zu Ende. Nach Absprache mit dem Orthopäden und dem Physiotherapeuten sollte ich zunächst eine Probefahrt mit dem Auto machen, vom Knie her würde nichts dagegensprechen, wieder Auto zu fahren. Und tatsächlich, es klappte wunderbar. Nur das Ein- und Aussteigen macht Mühe, weil ich das operierte Knie nicht wie gewohnt in den Fußraum bekomme, die Hand muss noch Gewicht wegnehmen. Aber das Fahren klappt wie zuvor. Also war ich heute in der Schule und erlaubte mir, auf dem hinteren Hof zu parken. Als Gehbehinderter habe ich mir das gestattet. Ein seltsames Geräusch trat beim Bremsen auf. Wie ich später in der Werkstatt erfuhr, war die Handbremse über das wochenlange Parken angerostet. Sie löste sich zwar mit einem Ruck, hinterließ auf der Bremsscheibe allerdings einen Rand aus Rost, der sich erst „abbremsen“ musste.

Die Luft hatte sich während der Sommerferien im Flur aufgestaut und auch heute so stark erwärmt, dass ich kaum atmen konnte. Also öffnete ich das Fenster gegenüber dem Sekretariat. Doch vor der frischen Luft kam ein Schwarm Wespen. Sie hatten sich während der Ferien im Fensterrahmen ein Nest gebaut. Dabei nutzen sie wohl ein kleines Loch, durch welches normalerweise das Kondenswasser abfließen sollte und nutzen die Nut für ein schmales, aber langgestrecktes Nest. Ich konnte gerade noch ausweichen und das Fenster wieder schließen. Dennoch hatten es etwa zehn Wespen geschafft und „jagten“ mich jetzt, den Störenfried. Alles ging aber gut, für einige war es leider der letzte Flug, andere verscheuchte ich mit dem Vorhang durch das Fenster daneben ins Freie.

Die Baustelle lag überraschend verlassen da, kein Bauarbeiter war zu sehen, kein Geräusch zu vernehmen. Ich sah lediglich auf eine gegossene Bodenplatte, aus welcher die Armierungseisen in die Luft ragten, dort, wo ich die späteren Wände vermutete. Natürlich konnte ich mir den Bauplan für das Erdgeschoss in Erinnerung rufen, sah die Fläche des Mehrzweckraumes, die kleineren für die Pausentoiletten, ganz dahinten wird das Büro des Schulleiters und das Sekretariat sein, rechts neben dem angedeuteten Flur werden die Büros der Funktionsstellen sein. Dafür müsste aber doch weitergebaut werden, gerade die leere Schule während der Ferien nutzend. Aber ich war gespenstisch allein auf dem Gelände.

Nachdem ich die Post durchgeschaut hatte – ich war besonders heiß darauf, ob zwei Verträge bereits eingegangen waren für die beiden Planstellen, die neu besetzt werden, die Vertretungsverträge konnten noch nicht da sein – machte ich mich auf den Heimweg, denn der „Schulausflug“ war für das Knie doch anstrengender als das häusliche Lesen im Liegen, welches ich die letzten Wochen gewohnt war. Aber es funktionierte letztendlich, ich war selbstständig in der Schule. Jetzt konnte ich die verschiedenen Kolleg/-innen zu einem Kennenlernen ins Büro einladen. Die gesamte Planung verlief bisher ja nur telefonisch und meist im Liegen.


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"