Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Tag 76 der Baustelle:

Da ich den Samstagvormittag als Verantwortlicher übernommen hatte, war ich früh auf den Beinen und schloss schon um halb acht Uhr die Gittertüren zum Schulhof und die Halle auf. Wieder konnte ich die Aufwärm- und Dehnübungen bestaunen, die diese jungen Menschen da vollbrachten. Bei einigen Bewegungen und „Verrenkungen“ fiel mir nur der Begriff „Schlangenmensch“ ein. Wahnsinn, wie weit man ein Bein ausgestreckt an den Körper ziehen kann!

Auch unsere Kids „tropften“ langsam und noch etwas verschlafen in die Halle. Vermutlich ein Dorn im Auge eines jeden YA. Sie wurden sofort angestachelt und integriert – wie immer bei lauter und bassbetonter Musik. So war ich fast froh, dass ich draußen nach den Mülleimern schauen konnte, kehrte auch um die Tischtennisplatten Laub und Papier zusammen, sammelte verteilte Flaschen in die Kästen, wischte hier einen Biertisch ab, stellte dort die Bank gerade, leerte die blauen Müllsäcke, legte einfach Hand an bei dem, was mir auffiel.

 Tag 75 der Baustelle:

Den Ablauf kenne ich bestens: morgens richten die YA die Halle ein und „stecken“ die Bühne ab. Zuvor haben zwei Hausmeister ab sieben Uhr die Tribünenteile schon aufgebaut. Ich meine festzustellen, dass es erst der zweite Workshop dieser Truppe in der Herbst-Tour 2019 ist, denn im Gegensatz zu den Jahren zuvor, weiß noch nicht jeder „im Schlaf“, wo welche Box steht, wohin diese Kiste soll und wo die Mikrofonständer stehen sollen. Sieht alles noch etwas ungeübt aus. Gerade die Perfektion des Aufbaus hat mich die Jahre zuvor immer wieder fasziniert. Und erste Probleme gibt es zu bewältigen. Das Päckchen mit der neuen Tastatur, welches die YA seit Tagen erwarten, ist bisher nicht an der Schule angekommen. „George, do you have any Keyboard? Can we use it?“ Aber sicher doch, antwortete ich und holte eine Tastatur aus dem Computerraum. Später dann: „George, we can’t print. Can we try it in your office?“ „We can try it“, lautete jetzt meine Antwort. Ein Dokument, auf einem amerikanischen Laptop der Marke Apple, in Wachenheim getippt, auf einen privaten USB-Stick gezogen und am schuleigenen Gerät ausdrucken? Ob das funktioniert? Doch ohne allzu große Tricks konnte ich die PDF-Datei öffnen und der Drucker spuckte das entsprechende Dokument aus. Faszinierend.

Tag 74 der Baustelle:

Die Young Americans sind da! Fast Schlag sechs Uhr bog der Bus auf den Parkplatz eine. Zuvor hatte ich kaum Gelegenheit, alle Gastfamilien abzuhaken. Welch ein Wiedersehen: Als erstes schloss ich die Busfahrerin in die Arme. Wir bekamen das Zählen nicht exakt hin, aber sie ist zum vierten oder sogar fünften Mal hier. Und die sympathische Company-Managerin! Mit einem herrlichen Lächeln und dem typischen „Hi, George!“ begrüßten wir uns. Noch bevor die Gastfamilien ihre Gäste verteilt bekamen, wollten sie, der Stage-Manager und der künstlerische Leiter, die Halle sehen. Vermutlich kehrt erst dann Ruhe in ihnen hinsichtlich des kommenden workshops ein.

Tag 72 der Baustelle:

Hervorstechender Termin war heute sicherlich das 33. Bau Jour Fixe, das erste, an dem ich nach den Sommerferien teilnehmen konnte. Vor allem ging es heute um die Anforderungen an die einzelnen Türen.

Tag 71 der Baustelle:

Die E-Mails zwischen der Company-Managerin der diesjährigen YA laufen inzwischen fast täglich hin und her. Vermutlich ist ihr nicht ganz klar, dass dies mein fünfter Workshop sein wird und wir eine ganze Menge an Vorwissen mitbringen. Ich leite diese Auffassung von nahezu selbstverständlichen Detailfragen ab, die sie mir schriftlich stellt. Aber vielleicht ist das alles eine Frage der professionellen Sicherheit. Niemand sollte fragen können: „Ja, hast du das nicht vorher mit der Schule geklärt?“.

Währenddessen gehen die Anmeldungen immer noch schleppend ein. Wir haben die einhundert noch nicht überschritten ....

 Tag 67 der Baustelle:

Mein elfter Gliederungsplan ist fertig. Wieder war er innerhalb der Unruhe und der nicht störungsfreien Bürozeit nicht zu bearbeiten. Mehrere Abendstunden im Home-Office waren nötig. Verzweifelt blickte ich immer wieder auf eine nicht zu beseitigende Fehlermeldung, obwohl ich mich mehrfach an die mitgelieferte Detailanleitung hielt. Ein Anruf bei der Schulaufsicht konstatierte einen Programmierfehler, auf den bisher angeblich nur ich gestoßen sei, „Vielen Dank für das tiefe Einsteigen in den Leitfaden“, erntete ich als Lohn.“

Tag 65 der Baustelle:

Das „Energieprojekt Stadtradeln“ ist abgeschlossen. Die Kommune Deidesheim „erradelte“ 30.314 Kilometer. Mit 2.996 Kilometer belegt das Team IGSDEIWA den dritten Platz und hat damit so etwas wie die Bronzemedaille erstrampelt. Ich selbst belegte innerhalb des Teams mit immerhin 163 Kilometern den achten Platz. Wenn ich die Namen der anderen lese, ist das immerhin die „Senioren-Goldmedaille“ im Team. Knapp 2.000 Radelnde haben sich in 235 Teams im Landkreis beteiligt. Stolze 384.279 Kilometer sind dabei rausgekommen, womit die Beteiligten 55 Tonnen CO2 eingespart haben. Wenn ich mir eine Lastwagenkolonne vorstelle, ist das doch ein respektables Ergebnis.

 Tag 61 der Baustelle:

Das vor den Ferien ausgefallene Assembly für die Jahrgänge 7 bis dreizehn wurde heute nachgeholt. Hurtig, hurtig, denn es musste irgendwie in die Kurzstunden passen. Ich hatte mich in der Tagesordnung nach vorne gedrängelt, denn um 9 Uhr hatte sich die Kreisverwaltung zum Haushaltsgespräch angemeldet. Da fiel mein Hauptpunkt „Werbung für die Young Americans“ gerade für die älteren Klassen etwas kürzer aus. Wird schon werden. Das Stadtradeln kippte dann hinten runter, immerhin liegt die Schule in der Kommune Deidesheim mit 2.419 geradelten Kilometer auf Platz drei. Im Durchschnitt sind das 100 Kilometer pro Kopf der 22 Mitradelnden.

Tag 60 der Baustelle:

Durch die erneut heißen Tage findet der Unterricht erneut in Kurzstunden statt. Das ergibt ein ganz anderes Schulgefühl, die Stunden rinnen nur so durch den Tag und plötzlich ist „schon“ Schluss. Wenn ich morgens das aufgeheizte Betongebäude an der Feuertreppe zum Lüften öffne, schlägt mir ein Strom heißer Luft entgegen. Die Maßnahme ist also zumindest in Deidesheim absolut gerechtfertigt – und erst die oberen Container…

Das Fundament ist gegossen, die Stützmauer an der künftigen Abbruchkante wurde bereits begonnen. Sieht so aus, als ob der restliche Abriss tatsächlich nächste Woche erfolgen kann.

Tag 58 der Baustelle:

Das Fünferteam „Fabio Fass“ weilt zwei Tage auf Teamfortbildung. Wie in jedem Jahr heißt dies, dass am zweiten Tag ein langes Assembly mit allen Fünftklässlern stattfindet. Das diesjährige Programm machte keine Mühe. Da ich keine Fünferklasse in Musik unterrichte, galt es, das Schullied möglichst nachhaltig zu „installieren“. Hieß zuerst: Text kennen lernen und besprechen. Anschließend: Wer kann ihn schon auswendig, ohne an die Tafel zu schauen? Dann Einüben der Melodie, dann im Kanon, dann mit Klatschrhythmus. Klappte alles prima. Bin gespannt, wie nachhaltig das nun war. Der zweite Punkt kam dieses Jahr neu hinzu: Vorstellung der Schulsozialarbeiterin und Abstecken ihres Arbeitsfeldes. Und dann ganz klar: Werbung für die Young Americans. Erzählen, Video anschauen, Begeisterung wecken, Elternbriefe austeilen. Die Doppelstunde verging wie im Flug.


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"