Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch
Freitag, 23. Juli 2021
Tag 741 der Baustelle
Der einzige Termin heute war seit längerem geplant. In aller Regel, so habe ich es zumindest kennen gelernt, erhalten ausscheidende Schulleiter bei einer feierlichen Verabschiedung auch die offizielle Urkunde der Ministerpräsidentin durch die Schulaufsicht, mit welcher die Versetzung in den Ruhestand beamtenrechtlich vollzogen wird. Dass es eine solche Feier für mich nicht geben würde, teilte ich auch unserer Referentin mit, worauf sie meinte: „Aber Ihre Urkunde muss ich Ihnen nicht mit der Post zuschicken, oder?“. Also vereinbarten wir, dass ich meine Urkunde am Tag vor meinem Urlaub bei ihr im Büro abholen würde, ganz im Stillen, ohne Pomp und Aufwand. So ganz war es dann heute doch nicht. Das zuständige Referat 37 hatte durch eine Eintragung im dortigen Terminkalender Wind davon erhalten und alle wollten „dabei sein, wenn Herr Dumont seine Urkunde erhält“.
Ich war pünktlich in Neustadt, füllte erneut das Blatt mit den Kontaktdaten aus, musste aber nicht, wie es schon mal geregelt war, am Eingang von der Referentin abgeholt werden. Ich steuerte also selbstständig das kleine, im Verhältnis zu manchen Schulleiterzimmern unwürdige Büro an. Auch dort fand ich gepackte Umzugskisten vor, denn die Schulaufsicht wird in ein anderes Gebäude umziehen. Auch hier geht eine lange Ära zu Ende. Im letzten Zimmer rechts hatte ich 1992 meinen Vertrag für meine erste Planstelle an der IGS Ernst Bloch in Oggersheim unterschrieben und auf demselben Flur erhielt ich 2008 meine Ernennungsurkunde, zunächst zum Leiter der damaligen Planungsgruppe, die dann in die Funktion des Schulleiters mündete. Nach kurzem Plausch und letzten Hinweisen zur Personalplanung verließen wir dann das kleine Büro und betraten den Flur, den ich in all den 13 Jahren meines Dienstes bei keinem Besuch so voll erlebt hatte. Alle anwesenden Referenten und Sachbearbeiterinnen und Sachbearbeiter hatten sich vor ihren Türen aufgestellt (Corona lässt bis zum letzten Akt grüßen!), zumindest zum Teil handelt es sich ja um Menschen, die von Anfang an oder zumindest einige Jahre meinen Weg begleitet haben. Aber auf die Idee, dass sie alle meiner Versetzung in den Ruhestand beiwohnen wollen, wäre ich nicht gekommen. So bekam ich in Anwesenheit des ganzen Referates meine Urkunde überreicht, die auf etwas festerem Karton gedruckt ist, in welchen sich das Landeswappen sicht- und fühlbar einprägen lässt. Wie oft habe ich selbst die ersten fünf Worte bei Verbeamtungen und Beförderungen mit etwas feierlicherem Tonfall vorgelesen, nun galten sie also mir:
„Im Namen des Landes Rheinland-Pfalz
Herr Direktor einer Integrierten Gesamtschule
Georg Friedrich Dumont
tritt wegen Erreichen der Altersgrenze
mit dem Ende des Monats Juli 2021
in den Ruhestand.
Für die in langjähriger Pflichterfüllung
geleisteten Dienste spreche ich Dank und
Anerkennung der Landesregierung aus.
Mainz, 1. Juli 2021
Malu Dreyer, Ministerpräsidentin“
Dass ich keine Ansprachen oder Reden wollte, hatte sich wohl rumgesprochen, aber ganz ohne Worte des Dankes und der Anerkennung ging es dann auch hier nicht. Und abschließend applaudierte ein ganzer Flur der Schulaufsicht. Welch eine Wertschätzung auch auf dieser Ebene.
Und das war es dann auch, denn morgen fahren wie in den Urlaub, wo ich den wirklich letzten Tag des Dienstes als Schulleiter wohl am Strand mit Blick auf den Sonnenuntergang begehen werde. Rückblickend war es eine erhebende Zeit des Abschiedes, so wie es mir gewünscht habe: ohne großes Brimborium um meine Person, eher schlicht und in kleinen Runden, begonnen am 6. Juli mit dem Landrat als Schulträger, über die letzte Sitzung mit dem Schulelternbeirat, der für mich sehr emotionalen und daher tränenreichen Verabschiedung von den Schülerinnen und Schülern und dem Kollegium, dem Team des Ganztages, den Schulsozialarbeiterinnen, bis heute zu der Ebene der Schulaufsicht. Diese Menge an nochmals persönlichen und wertschätzenden Begegnungen hätte eine offizielle Feier nie beinhalten können. Also war es insgesamt ein Abschied ganz so, wie ich ihn mir wünschte. Danke von dieser Stelle aus nochmals an alle. Alle, die mich über Jahre hin unterstützt und gehalten haben, danke an alle, die sich ideenreich an meiner Verabschiedung eingebracht haben, danke an alle aus der Schulgemeinschaft, durch die ich mich immer getragen fühlte.