Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch
Donnerstag, 08. Juli 2021
Tag 726 der Baustelle
Und wieder habe ich einen neuen Begriff gelernt: Einsanden. Es geht um das Zuschütten, Auffüllen oder Einebnen des Hausanschlussgrabens. Die verkleideten Rohre für den Anschluss an das Fernwärmenetz liegen fertig (übrigens immer noch im Wasser). Nachdem ich auf jeder Seite elf Kernbohrungen gezählt habe, weiß ich jetzt: die mit dem größten Durchmesser waren für die Rohre der Fernwärme. Die anderen (notdürftig mit dem herausgebohrten „Kern“ verschlossen). Da ich im Mailverkehr drin bin, weiß ich, dass es Terminschwierigkeiten gibt. Das „Einsanden“ in zwei bis drei Stunden würde keinesfalls klappen. Sechs Mann hätten damit einen ganzen Tag zu tun. Erst am Folgetag könne der Graben geschlossen werden. So etwas kenne ich ja aus unterschiedlichen Zusammenhängen. Beruhigend ist, dass in der Antwortmail gleich zwei neue Termine genannt wurden, welche die angemessene Zeitspanne berücksichtigen.
Auf der Südseite habe ich gesehen, dass bereits die Jalousien eingebaut wurden, wobei „eingebaut“ wohl der falsche Begriff ist. Sie sitzen auf den Fensterrahmen drauf. Auch sie kommen mir etwas dunkel vor…
Aber es gibt auch von schulischen Themen zu berichten. Die Planungen als Schwerpunktschule gehen in die entscheidende Runde. Da ist viel Feinabstimmung notwendig. Der ursprüngliche Gedanke, dass jedem Jahrgangsteam seine feste Förderkraft zugeordnet wird, lässt sich (immer noch) nicht durchziehen. Dazu fehlt eine Förderkraft. Das bedeutet automatisch, dass ein Jahrgang auf verschiedene Förderkräfte gestückelt wird. Hinzu kommen die unterschiedliche Anzahl von Kindern und ebenfalls die unterschiedlich hohen Deputate. Wie wir es drehen und wenden, es bleibt unbefriedigend. Dagegen mutet es herrlich an, aus dem Fenster in meinem Büro zu schauen. Die Abgänger der neunten Klassen werden heute entlassen. Eine große Feier, wie sie sonst üblich ist, kann auch in diesem Jahr nicht stattfinden. Komplett ausfallen oder einfach „Zeugnis her und tschüss“ soll es ja auch nicht geben. Also gibt es eine zeitlich versetzte Zeugnisausgabe für jede der vier Klassen. Dazu haben sich einige Schülerinnen fein gewandet, andere haben eine Schultüte dabei, zum Teil sogar die Originaltüte von ihrer Einschulung in die erste Klasse. Da schließt sich in wunderbarer Weise ein Bildungskreis. Feine Idee. Wenn es doch bei allen so wäre. Ich vernahm aus der Oberstufe die Nachricht, dass sich einige aus der Oberstufe nur in etwa an die Anwesenheitsregeln halten und dadurch unentschuldigte Fehlzeiten anhäufen. Als ersten Warnschuss drohen wir den schlimmsten Fällen das einseitige Auflösen des Schulverhältnisses an, wenn sich die Anwesenheit nicht ins Positive verändert. Wer kann diese Androhung aber nur ausstellen? Wie immer und überall: Der Schulleiter. Da kann nalso noch Arbeit auf mich zukommen.