Ich fuhr dann nach Wachenheim. Ein Unterrichtsbesuch in Deutsch stand für eine sechste Klasse an. Die sachliche Form einer Gegenstandsbeschreibung stand auf dem Programm: sachliche Sprache ohne Person, vom allgemeinen Überblick zur konkreten Einzelheit, so dass im Kopf der Leserschaft ein klares Bild entsteht. Anschließend die Auswertung mit dem Studienseminar und „Zerrupfen“ der Stunde und Fixierung auf die „Entwicklungsmöglichkeiten“.

Zurück in Deidesheim erwartete mich die Sekretärin mit der Bitte, bei der Tageszeitung zurückzurufen. Es ginge um das Abitur. Erst beim dritten Versuch erreichte ich die Redakteurin. Es sollte ein Überblicksartikel über das Abitur und die Art der Zeugnisausgabe am benachbarten Gymnasium und bei uns geben. Das wäre ja im Grunde schnell erzählt, aber wieder musste ich erstmal die Besonderheit der Profile erläutern. Ein zuvor recherchierender Blick auf die Homepage hätte mir das erspart. Auf welcher Grundlage bereiten denn heutige Redakteure ihre Arbeit vor? Ist mein Anspruch zu hoch, wenn ich das im Vorfeld eines Artikels erwarte? Ist die Zeit dazu zu knapp oder die Artikelvielfalt zu groß? Oder wird mit diesem Beuteltier der Bestsellerliste „Känguru-Chroniken“ gehandelt: Lieber fünfmal nachfragen als einmal nachgedacht? Nein, ich will nicht ungerecht sein und im Grunde ist es ja positiv, in drei sich anschließenden Mails zusätzliche Fragen klären zu wollen. Dennoch bindet mich dieses Vorgehen unverhältnismäßig ans den Hörer.

Wieder eine Besonderheit, dieses Mal nicht Corona geschuldet: Ich hatte zum erweiterten Schulausschuss eingeladen. Wenn die Stelle des Schulleiters neu besetzt werden muss, ist sowohl mit dem Schulträger, als auch mit der Schule selbst das sogenannte Benehmen herzustellen. Der sonst paritätisch besetzte Ausschuss (jeweils drei gewählte Vertreterinnen oder Vertreter aus der Eltern-, der Schüler- und der Lehrerschaft) wird bei dieser Entscheidung gemäß der Schulordnung um drei weitere Lehrkräfte aufgestockt. Geleitet wird die Sitzung vom Schulleiter. Ein kurioses Gefühl, wenn es darum geht, die eigene Nachfolge zu regeln, und eben deshalb für mich eine ein- und erstmalige Situation. Natürlich unterliegt diese Sitzung dem Konferenzgeheimnis. Nun folgen nach den Osterferien noch die Auswahlverfahren und die Benehmensherstellung mit dem Schulträgerausschuss. Das ist juristisch zwar keine Mitbestimmung bei einer bestimmten Maßnahme, aber ohne dieses Einverständnis mit den genannten Gremien kann keine Stelle neu besetzt werden. Im Zweifelsfall muss eben neu getagt werden. Letzten Endes wird dann eine Lösung gesucht, die vermutlich der der Schulaufsicht entsprechen würde. Und dann kann man gespannt darauf sein, wie lange sich der Weg bis zur Ernennung erstrecken wird.