Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Freitag, 15. Mai 2020


Tag 320 der Baustelle und Tag 12 schrittweisen Schulöffnung

Früh fuhr erneut ein größeres Fahrzeuggespann auf den Schulhof, ach nein, den gibt es ja da gar nicht mehr, also in die Baustelle. Ein weiterer Container wurde angeliefert und per fahrzeugeigenem Kran an Ort und Stelle gehievt. Er steht jetzt dort, wo die ersten Stellflächen aufgesprüht wurden. Es handelt sich aber nicht um das Büro, sondern um einen Toilettencontainer für die Bauarbeiter. Vermutlich war der kommende Wasseranschluss der Faktor, welcher diesen Standort nahe bei unseren Schülertoiletten bedingte. Auch er ist in leuchtendem Orange angestrichen. Da wird sich wohl bald ein „Oranje Team“ der besonderen Art ans Werk machen.

Wenn eine Abteilungsleiterin aus dem Ministerium ein Gespräch an der Schule wünscht und ein Referatsleiter und ein Referent der Schulaufsicht aus Neustadt sie begleiten, dann ist das durchaus als eine Besonderheit für die Schule einzustufen. Dabei war das Thema des Gesprächs gar nicht eindeutig formuliert und nur mit den Worten umschrieben: „Ich möchte eine Schule sehen, an der es klappt.“ Gemeint waren wohl die durch die Pandemie eingeführten Regeln und Maßnahmen. So stellte ich zu Beginn unseren Wegeplan und die Umsetzung des Hygieneplans vor, aber der Gesprächsverlauf weitete sich sehr schnell in das nächste Schuljahr hinein aus. Wie könnten, wie müssten Regelungen aussehen, sollte sich die Lage nicht wesentlich entspannen. „Welche Erfahrungen haben Sie gemacht und welche Ideen leiten Sie daraus für sich daraus ab?“. Ein Rundgang durchs Haus blieb natürlich dabei nicht aus. So vergingen die zwei angesetzten Stunden wie im Flug, während derer der Humor nicht fehlte. Ein Auslöser war etwa die Bezeichnung Lesekompetenz für unseren RIGSling, der sich für solche Besuche als Geschenk hervorragend eignet. Die Gäste konnten allerdings nicht gehen, denn sie benötigten noch einen Raum für eine einstündige „Telefon-Schalte“, welche wohl kurzfristig vom Ministerium angesetzt worden war. Landespolitik aus Deidesheim fiel mir dazu ein. Da wir die Differenzierungsräume wegen mangelnder Größe im Raumplan ausgespart haben, stellte mich die Raumsuche vor keine Probleme. Allerdings ermöglichte dieser gut verglaste Raum auch einen guten Blick auf den Hof West. Doch auch hier habe die Abteilungsleiterin gesehen, „dass sich die Schüler während der Pause sehr diszipliniert verhalten haben“. Bei der abschließenden kurzen Verabschiedung, zu der sich die drei Gäste nochmal in meinem Büro einfanden, hörte ich dann ein abschließendes Resümee: „Das mag Ihnen als Plauderstunde vorgekommen sein. Aber ich nehme sehr viel aus diesem Gespräch mit!“ Dann waren das ja nicht nur für mich zwei angenehme und interessante, für die Schule zwei wertschätzende und für die drei Gäste auch ertragreiche Stunden.

Mir ging aber noch das Wort der Schalte im Kopf rum, das ich derzeit immer wieder höre („Kanzlerschalte“), welches sich wie eine Fischgräte in der Speiseröhre bei mir im Gehörgang querstellt. Zu Hause schlug ich nach und fand es zu meinem Erstaunen (oder gar Entsetzen?) bereits im aktuellen DUDEN als Jargonwort zum mir wohlklingenderen Wort Telefonkonferenz bzw. Videoschaltung. Weitere Recherchen ergaben, dass die Endung mit dem Suffix –e ja durchaus nicht unüblich ist, dass sich etwa die Tanke immer mehr für Tankstelle ausbreite, dass die Denke umgangssprachlich für Denkart immer häufiger verwendet wird und niemand mehr über die Lache als Begriff für das Gelächter stolpere (alle habe ich übrigens ebenfalls im DUDEN gefunden). Außerdem ist mir die Aussage bekannt: Eine Rede ist keine Schreibe! Natürlich existieren diese Worte schon länger, allerdings nicht als Nomen, sondern als Imperativ des Verbes: „Schalte das Radio ein!“ oder „Denke doch mal nach, bevor du redest!“. Dabei ist das Wort für das, was es ja eigentlich ist, nämlich eine Telefonkonferenz, doch durchaus verwendbar. Aber die Anzahl der Buchstaben legte im Alltag wohl eine schnelle Abkürzung bereit, die mir, als ich sie erstmals hörte, noch mehr in mein Sprachgefühl schnitt: Telko. Also dann doch lieber Schalte? Aber das Wort Schaltung ist mit seinen zwei Silben doch gar nicht länger als Schalte. Hmmm, in mir sträubt sich dennoch alles dagegen und bei aller Entwicklung der Sprache, hin oder her, ich plädiere bei der Schalte unbedingt für Zurückhalte!


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"