Schulleiter a.D. Dumonts Tagebuch

Mittwoch, 13. Mai 2020


Tag 318 der Baustelle und Tag 10 der schrittweisen Schulöffnung

Plötzlich steht da der Bauzaun und ein Kollege, der in den alten Containern unterrichtete, musste unversehens nach seinen Stunden einen anderen Weg wählen. Wie das denn? Ich erfuhr um kurz vor acht von den Hausmeistern: „Heute um neun soll die Baustellenumzäunung aufgestellt werden“. Schön, dass der Schulleiter das auch mal erfährt, dachte ich mir. Aber zum Verwundern blieb keine Zeit, denn das bedeutete ja, dass die Zehntklässler bereits gleich in der ersten Pause „ihren“ ausgewiesenen Pausenhof nicht mehr nutzen konnten. Also gleich mal eine Durchsage starten. Und schon sah ich ein Gespann aus LKW und Anhänger mit hoch geladenen Baugittern in den Schulhof fahren. Vier Männer entluden ihn und innerhalb von dreißig Minuten gab es keinen Hof Ost mehr, sondern ein umzäuntes Baustellengelände.  Später wurde noch ein großer Bagger hertransportiert. Dieses Gespann konnte dann gleich die Einfahrt testen, durch welche in den kommenden Monaten wohl noch größere Fahrzeuge wie Betonmischer durchpassen müssen. Na also, nun geht es doch wirklich los. Allerdings wurde der Bagger „geparkt“, nachdem er die große Schaufel und ein anderes Aufsatzgerät abgeladen hatte. Gebaggert werden soll erst ab Montag. Bis dahin sollen weitere Container und eine Toilette geliefert werden. Sorge machte den Arbeitern der Wasserdruck. Ob der wohl für die Baustelle ausreichen wird? Gerade so, als hätten wir nicht jahrelang geplant, vermessen, untersucht und vorbereitet. Und dabei den Wasserdruck vor Ort außer Acht gelassen?

Aha, heute erhielt ich eine Nachricht, dass die zusätzlich benötigten Masken für die Öffnung am 25. Mai geliefert würden und am Freitag ab 9 Uhr abgeholt werden können. Eine Woche vor dem Gebrauch und zu einer zivilen Zeit? Prima! Das zeigt doch, dass wir alle dazugelernt und verbesserte Strukturen geschaffen haben.

Für die Öffnung des Standortes in Wachenheim haben wir heute bereits die Informationen auf die Homepage gestellt, der Rest soll über die Schulbox laufen, die für das häusliche Arbeiten ja bereits gut genutzt wird und offensichtlich funktioniert. Das alles ist doch viel entspannter als bei der Schulschließung und der Öffnung der Schule in Deidesheim. Auch der Hygieneplan musste nur in wenigen Punkten angepasst werden. Der schulspezifische Wegeplan bedurfte dagegen einiger Überlegungen, denn das Gebäude ist ja ganz anders „geschnitten“ und wird mit der Grundschule von einer zweiten Schule mitgenutzt. Aber auch hier konnten wir die Schülergruppen entzerren, zwei verschiedene Ausgänge und zwei unterschiedliche Schulhöfe ausweisen. Das fühlt sich eigentlich ganz gut an. Im Downloadbereich der Schulhomepage hatten wir nach den ersten Schriftstücken, Elternbriefen und Info-Schreiben einen eigenen „Corona-Ordner“ angelegt, um darin alles schnell zu finden. Inzwischen liegen dort 35 Dateien mit den jeweiligen Mitteilungen. Da ist dann doch ganz schön was zusammengekommen Und geschlossen wird dieser Ordner sicherlich noch lange nicht!

Hier in Wachenheim hatte ja alles begonnen. Zunächst die Quarantäne als Vorgeschmack. Kein Mensch dachte damals an Schulschließung oder hatte eine solche schon mal erlebt und als ich hörte, der Standort würde zugemacht, war dies eine schier nicht überschaubare Aufgabe. Dennoch hatten wir es über das Wochenende geschafft und damit die Infektionskette unterbrochen. Und dann kam die landesweite Schließung aller Schulen, die wir ebenfalls über ein Wochenende umsetzen mussten. Und nun ist die schrittweise Öffnung zu organisieren. Das sind schon verrückte Zeiten. Sie werden sicherlich als einmalig in meine Schulbiografie eingehen. Da nun im unmittelbaren Umkreis seit drei Tagen keine Neuinfektionen zu verzeichnen sind, schrieb ich der Leiterin des Gesundheitsamtes eine dankende Mail. Immerhin hatten wir es am Anfang miteinander zu tun, dann mussten wir beide noch ganz andere Aufgaben meistern. Sie schrieb auch gleich eine Antwortmail zurück – auch diese Zeit ermöglicht menschlichen Kontakt, fordert ihn geradezu und macht alle Aufgaben etwas leichter.  


Die bisher erschienen Bücher sind erhältlich im: www.littera-verlag.de/Bücher
(Das Autorenhonorar kommt dem Förderverein der IGS zu Gute.)

Tagebuch_6 Soeben erschienen
„Schulleiters Tagebuch 6,
Die Baustelle und Corona“
2021


Letztens 2 „Letztens 2 - ,
Erlebtes rund um die Schule“
2020

Tagebuch 5
„Schulleiters Tagebuch 5,
Warten auf den Bau“
2017 – 2019

Letztens 1 „Letztens –
Schulleiters Tagebuch ergänzende Kolumnen“

tagebuch_4_ "Schulleiters Tagebuch 4,
Der Weg zum Abitur
2014 - 2017"

Tagebuch 1-3"Deshalb IGS -
Positionen und Hintergründe zur Integrierten Gesamtschule mit Beiträgen aus Schulleiters Tagebuch 1 bis 3"

Tagebuch 3 "Schulleiters Tagebuch 3,
Die ersten Abschlüsse,
2012 - 2014"

Tagebuch 2 "Schulleiters Tagebuch 2,
Der Start in Deidesheim,
2010 - 2012"

Tagebuch 1 "Schulleiters Tagebuch,
Der Start in Wachenheim,
2010 - 2012"